Die Heumilchwirtschaft im österreichischen Alpenbogen wurde von der Food and Agriculture Organization of the United Nations (FAO) zum landwirtschaftlichen Weltkulturerbe erklärt. Diese Auszeichnung, die in einem feierlichen Akt im Salzburg Congress vor rund 800 Gästen verliehen wurde, unterstreicht die Bedeutung dieser traditionellen Bewirtschaftungsform. Sie gilt als Anerkennung für die Heumilchbäuerinnen und Bauern und als Auftrag zur Bewahrung und Weiterentwicklung dieser nachhaltigen Form der Landbewirtschaftung.
Heumilchwirtschaft ist die Ursprungsform der Milcherzeugung
Die Heumilchwirtschaft hat eine lange Tradition in Österreich und ist die ursprünglichste Form der Milcherzeugung. Dabei erhalten die Kühe im Sommer frische Gräser und Kräuter und im Winter Heu. Vergorene Futtermittel wie Silagen sind strengstens verboten. Diese Art der Wirtschaft fördert die Artenvielfalt und trägt zum Erhalt von Wiesen, Weiden und Almen bei, die als wertvolle CO2-Speicher dienen. Aktuell umfasst die ARGE Heumilch rund 7.000 Heumilchbäuerinnen und Bauern sowie mehr als 70 Molkereien, Käsereien, Sennereien und Vermarkter in Österreich und dem Allgäu. Jährlich werden etwa 590 Millionen Kilogramm Heumilch gesammelt, die bereits 2016 mit dem EU-Gütesiegel g.t.S. – garantiert traditionelle Spezialität – ausgezeichnet wurde.
Traditionelle Lebensweise im Alpenraum
Die Entwicklung der Heumilchwirtschaft ist tief in der österreichischen Geschichte und Kultur verwurzelt. Schon seit Jahrhunderten ist die Milchviehhaltung ein zentraler Bestandteil der Landwirtschaft im Alpenraum. Die Heuwirtschaft ist nicht nur eine nachhaltige Form der Landbewirtschaftung, sondern auch eine Lebensweise, die auf dem Wissen und den Traditionen vieler Generationen beruht.
Die Anerkennung durch die FAO unterstreicht die globale Bedeutung der Heumilchwirtschaft als Modell für eine nachhaltige Landwirtschaft. Die Bewahrung dieser traditionellen Bewirtschaftungsform trägt wesentlich zum Schutz der Biodiversität und der nachhaltigen Nutzung natürlicher Ressourcen bei. Darüber hinaus spielt die Heuwirtschaft eine wichtige Rolle beim Erhalt der kulturellen Landschaft und der traditionellen Dorfgemeinschaften im Alpenraum.
Die Zukunft der Heumilchwirtschaft
Die Heumilchwirtschaft steht vor zahlreichen Herausforderungen, insbesondere im Hinblick auf den Klimawandel, die Globalisierung und die steigenden Anforderungen an Nachhaltigkeit und Tierwohl. Die FAO-Auszeichnung kann dabei helfen, das Bewusstsein für die Heumilchwirtschaft zu stärken und ihre Nachhaltigkeit sowie ihren Beitrag zur Erhaltung von Kulturlandschaften und Biodiversität hervorzuheben.
Für die Zukunft ist es entscheidend, dass die Heumilchwirtschaft weiterhin durch innovative Ansätze entwickelt wird, um ihre Wettbewerbsfähigkeit zu erhalten und den Anforderungen einer sich wandelnden Welt gerecht zu werden. Dazu gehört die Förderung von Technologien, die eine nachhaltige Bewirtschaftung unterstützen, sowie die Stärkung der lokalen und regionalen Vermarktung von Heumilchprodukten.
Die Auszeichnung als landwirtschaftliches Weltkulturerbe bietet die Gelegenheit, die Heumilchwirtschaft neu zu positionieren und als Vorreiter für eine zukunftsfähige Land- und Lebensmittelwirtschaft zu etablieren. Damit diese Chance genutzt werden kann, ist ein gemeinsames Engagement aller Beteiligten – von den Heumilchbäuerinnen und Bauern über die Verarbeiter und Vermarkter bis hin zu den Konsumentinnen und Konsumenten – erforderlich.